Open Innovation als strategisches Unternehmens-Konzept

Autor on 1. April 2012 in Produktmanagement mit 1 Kommentar

Der dauerhafte unternehmerische Erfolg ist eng mit der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens verbunden. Insoweit ist die Innovation eine strategische Herausforderung, die ein adäquates Management erfordert. Erfolgreich sind die Innovationsstrategien, die auf hoch innovative Produkte oder intelligent marktorientiert modifizierte Produkte setzen. Wenig erfolgreich sind mittelmäßig innovative Produkte. Allerdings bedeutet hoch innovativ in der Regel auch finanziell aufwendig, erfahrungsgemäß eine niedrige Erfolgswahrscheinlichkeit und es bleibt schwierig die Innovationsfähigkeit langfristig zu sichern. Apple ist ein Beispiel für ein Unternehmen, dem dies in den letzten Jahren immer wieder erfolgreich gelingt.
Beherrschen seiner Innovationsfähigkeit erfordert eine ausgeprägte Markt- und Kundennähe zur Erkennung der Anforderungen und ein exzellentes technologisches Know-how für die effektive und effiziente Umsetzung in Produktlösungen.
Open Innovation ist hier ein sehr attraktiver Ansatz. Open Innovation zielt darauf ab, den Innovationsprozess mit externem Wissen zu stärken (Outside in) und dies sowohl im Sinne der Bedarfserkennung als auch der Integration von technologischem Lösungswissen. Externes Wissen bedeutet Marktnähe. Das Innovationsrisiko wird kalkulierbarer. Methodisch gibt es verschiedene Konzepte. Alle Ansätze haben die Suche nach dem engagierten und zukunftsorientierten Anwender und dessen Einbindung in den Produktfindungsprozess gemeinsam.

Lead User

Diese Methode verfolgt den Ansatz diejenigen Nutzer in den Entwicklungsprozess einzubinden, die dem Markt vorauseilen. Der Prozess läuft in den vier Phasen der Markttrenderkennung, Auswahl geeigneter Lead User, Workshops zur gemeinsamen Erarbeitung von Produktkonzepten und anschließender Projektion auf den angestrebten Markt ab. Um z. B. das Handy der nächsten Generation zu entwickeln, werden die Lead User mit ihren perspektivischen Kommunikationsbedürfnissen zu den geforderten Funktionen von Übermorgen befragt. Die Ergebnisse werden mit den angestrebten Zielgruppen, die das relevante Geschäftsvolumen darstellen, gespiegelt und führen dann zu den erforderlichen Innovationsansätzen. Die Lead User spielen auch in der Markteinführung als sogenannte Innovatoren oder Early Adopters wieder eine entscheidende Rolle für den schnellen Ramp up. Ein Beispiel für den Einsatz von Lead User-Konzepten ist Intel aus der Halbleiterindustrie.

Online Communities

In vielen Marktsegmenten wie der Konsumgüter- oder der Kommunikations- und Informationstechnik gibt es sehr aktive Communities und Foren, die selbst gesteuert aber auch moderiert durch Hersteller geeignete Plattformen für Diskussion von neuen Anwendungen und Lösungswegen bieten. Die Communities führen zum wechselseitigen Gedankenaustausch und somit zur Weiterentwicklung guter Ideen, aber auch kritischer Auseinandersetzung mit ungeeigneten Lösungswegen. Hilfreiche Methode zur Verfolgung und Analyse der Kommunikation in den Online-Communities kann Netnography sein. Das Vorgehen beinhaltet einen systematischen Prozess zur Community-Auswahl, -beobachtung und -bewertung.

Innovations-Ideenwettbewerbe

Ziel von Ideenwettbewerben ist die Einsammlung von möglichst vielen innovativen Ideen aus dem Markt. Das Vorgehen ist strukturiert mit Vorgaben an das erwartete Ergebnis, der Bereitstellung einer geeigneten Ideenplattform und klaren Spielregeln für die Bewertung und Incentivierung. Die Auswertung erfolgt durch Experten, die besten Ideen werden prämiert und dann realisiert. Bekannteste Beispiele ist Tschibo-Ideas,  Dell-Ideastorm oder auch Swarowski.

Crowdsourcing-Plattformen

Die Basis für die Kommunikation sind häufig Crowdsourcing-Plattformen. Manche Unternehmen schaffen sich eigene Lösungen wie Beiersdorf, Dell, VW, Philips oder 3M. Andere Unternehmen setzen auf Dienstleister mit Crowdsourcing-Platformen wie InnoCentive, NineSigma oder Clickworker. Die Leistung beinhaltet je nach Bedarf die Suche nach Ideen oder Patenten bis hin zur Vergabe von Entwicklungsleistungen außer Haus. Dieses Modell funktioniert auch in dem fokussierten Maschinenbaumarkt, wie das Beispiel Wittgenstein AG zeigt. Eine umfassende Quellen-Sammlung von Crowdsourcing-Plattformen gibt es bei Open Innovators.

Co-Creation/Toolkits für Open Innovation

Je enger die Zusammenarbeit mit den externen Wissensträgern wird, desto wichtiger werden die Prozesse und Formen der Zusammenarbeit. Social Media- / Web2.0-Technologien sind die Basis für eine effiziente Zusammenarbeit. Unter Toolkits werden Entwicklungsumgebungen verstanden,  die es den Nutzer erlauben, ihre Bedürfnisse direkt und iterativ in den Produktmanagement-Prozess zu überführen. Spätestens in dieser Konstellation wird, wie generell im Social Media-Umfeld, eine offene Unternehmenskultur zur Voraussetzung für den Erfolg. Die nach innen gerichteten Denkweise des ‚Not Invented Here‘ Syndroms würde die erfolgreiche Open Innovation-Strategie verhindern. Auch die Prozesse der Zusammenarbeit müssen geregelt werden, um die Effizienz, aber auch Motivation der Teilnehmer zu sichern. Co-Creation kann man häufiger in der Automobil-Industrie sehen. Beispiele sind Local Motors oder Streetscooter.

In Summe spricht alles für eine Open Innovation-Strategie. Die entscheidende Erfolgsfaktoren sind die kulturelle Offenheit des Unternehmens, der strategische Ansatz, geeignete Prozesse sowie Tools und die Konsequenz die Ideen und Lösungsvorschläge der Partner auch zu realisieren. Große, internationale Unternehmen beschreiten diesen Weg. Bei den mittelständischen Unternehmen gibt es noch ein Potential.

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