Innovations-Management durch Crowdsourcing und Open Innovation

Der Begriff Crowdsourcing setzt sich zusammen aus Crowd=Masse und Sourcing von Outsourcing. Die Idee ist, Unternehmensaufgaben wie die Generierung von Innovationsideen oder das Sammeln von Ansätzen zur Produktweiterentwicklung mit Hilfe von unternehmensexternen Anwendern, Experten, Partnern oder  „Wer kann und mag“ zu betreiben. Den gleichen Ansatz der aktiven Beteiligung Externer an der Produktinnovation verfolgt auch Open Innovation.
Die Beteiligung erfolgt auf Basis Freiwilligkeit und der Motivation zur Gestaltung, mit der Perspektive, die Lösung später realisiert zu sehen und vielleicht sogar nutzen zu können oder auch einer Entschädigung. Die Entschädigung kann sehr unterschiedlich sein – von entschädigungsfrei, über Incentives bis hin zur Auftragsentlohnung.
Eine Rolle spielt auch das Thema Schwarmintelligenz bzw. kollektive Intelligenz, bei der viele Beteiligte mehr erreichen und gemeinsam erfolgsversprechende Konzepte produzieren als ein einzelner Ideengeber imstande wäre. Paradebeispiele aus der Natur sind die Ameisen- und Bienenvölker und ihre baulichen Meisterleistungen oder Fischschwärme und ihre Jagdmethoden.
Unternehmerisch erfordert Crowdsourcing eine starke kunden- und marktorientierte Grundeinstellung. Entscheidende Voraussetzung ist die Bereitschaft des Unternehmens offen die Diskussion über seine Produkte zu führen, als Voraussetzung die notwendigen Informationen zu liefern, objektiv zu moderieren und natürlich auch die aktive Umsetzungsbereitschaft. Vorbehalte zur Offenheit können gegeben sein, da der Wettbewerb bei dem Innovationsprozess eventuell zuschauen kann und Informationen über die eigenen Produkte und das Unternehmen erhält oder aber wenn interne Widerstände durch das „Not Invented Here“-Syndrom entstehen.
Neu ist die Idee der Kundenbeteiligung an der Innovation nicht. Neuen Aufwind hat sie durch die Web 2.0- / Enterprise 2.0-Technologie erhalten. Lösungen wie Foren, Wikis, Plattformen wie Facebook, Brainstorming Tools oder maßgeschneiderte Lösungen schaffen die erfolgsversprechenden Rahmenbedingungen, so dass die neuen Ideen für alle Beteiligten transparent werden, Voting-Mechanismen schnelle Bewertungen ermöglichen sowie mit Kommentier- oder Editierfunktionen die Weiterentwicklung einzelner Ansätze erfolgt. So werden aus Ideen durchaus auch Lösungsansätze für die Implementierung.

Beispiele für Crowdsourcing:

Wikipedia
Das bekannteste Beispiel für Crowdsourcing ist Wikipedia. Im deutschen Wikipedia sind mittlerweile rund 1’3 Mio Artikel von rund 1 Mio registrierter Nutzer auf freiwilliger Basis entstanden. Die Wettbewerbsfähigkeit zu jeder Enzyklopädie ist mittlerweile unstrittig.
BMW

BMW bietet eine Plattform mit dem Namen Co-Creation Lab, bei der Ideenwettbewerbe wie „Tomorrow‘s Urban Mobility Services“ gestartet werden.
VW

VW setzt zur Zeit Crowdsourcing ein, um ein besseres Verständnis und Konzept für das Thema Information, Unterhaltung und Multimedia im Auto zu erhalten.
Dell Computer

Dell bietet eine offene Plattform für Produktvorschläge, Bewertungen und Status der Umsetzung seitens Dell.
Asus und Intel
Mit Hilfe der Plattform WePC.com haben Asus und Intel mehrere PCs konzipiert.

Es gibt auch eine Reihe von Plattformen, die gegen Entgelt ihre Dienste anbieten und so in der Internet-Welt nach Experten, Kreativen oder auch Dienstleistern mit bestimmten Skills suchen.
BluePatent

Plattform für weltweite Patentrecherchen und -analysen
InnoCentive

Entwicklung von Problemlösungen gegen Entgelt

Mechanical Turk (Amazon)
Beschaffung von einfacheren Support-Leistungen
UserVoice

UserVoice bietet eine Plattform für die Sammlung und Bewertung von Feedback.

Wichtig für das Crowdsourcing-Vorgehen ist eine klare Fragestellung, eine eindeutige Beschreibung der damit verbundenen Aufgabe und Zielgruppe, eine Easy-to-Use-Enterprise 2.0 Plattform mit Forum- und Voting-Funktion und ein eventuelles Incentive im Sinne von Win-Win für das Unternehmen und seiner Partner. In Summe bleibt festzuhalten, dass Crowdsourcing für das Produktmanagement ein attraktiver Lösungsweg ist, der ergänzt, aber nicht substituiert. Die eigene Kompetenz bleibt spätestens bei der Umsetzung unabdingbar. Crowdsourcing ist geeignet für das Erkennen und Bewerten von Trends (siehe Automobilbeispiele), Finden und Beteiligen von Experten (siehe Patentrecht) aber auch Erkennen und Vermeiden von möglichen Schwachstellen bei Neuentwicklungen. In jedem Fall führt Crowdsourcung zu einer stärkeren Identifikation der Kunden und Partner mit dem Unternehmen und damit vermutlich auch einen größeren Geschäftserfolg.

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3 Kommentare

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  1. Crowdsourcing als Ideenfindungsverfahren | 14. Juli 2016
  1. Karin sagt:

    Danke sowohl für den Artikel als auch den Hinweis zum Artikel im Kommentar von Maria. Beides auf jeden Fall lesenswert und sehr zu empfehlen!

  2. Maria R. sagt:

    Ein sehr anschaulicher Beitrag zum Thema Crowdsourcing. Ergänzend hierzu könnte der Artikel unter http://www.designenlassen.de/crowdsourcing-tipps gelesen werden, der Tipps liefert, wie man als Unternehmen das Phänomen Crowdsourcing richtig anpackt.

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