Enterprise 2.0: Die Stolpersteine und deren Beseitigung

Autor on 16. Oktober 2011 in Enterprise 2.0 / Web 2.0 mit 0 Kommentare

Web 2.0 ist Realität.
Die meisten von uns nutzen selbstverständlich Web 2.0-Technologien wie Wikis mit Wikipedia, netzwerken über Social Networking mit Xing oder Linkedin, lesen und beteiligen sich an Rezensionen bei Büchern oder Reisen und recherchieren im Internet (googlen) wie die Weltmeister. Einige nutzen auch die RSS-Newsdienste, lesen Blogs wie diesen, setzen auf Social Bookmarking und lassen sich indirekt mittels Twitter und Facebook über neue Trends oder die weltpolitische Lage informieren.
Mittlerweile gibt es viele Beispiele wie man gesamtheitlich, in Sinne eines Social Media-Konzeptes, auf dem Klavier von Web 2.0 spielen kann. UniBrennt (Uni Wien), Stuttgart21 oder aktuell die Occupy-Bewegung gegen das Finanzgebaren der Banken und Politik zeigen die Chancen und Gestaltungsmacht von Zusammenarbeit und Organisation mittels
Web 2.0 auf. Die Jüngeren werden auf Web 2.0 nicht mehr verzichten.

Trotzdem ist Enterprise 2.0, die Unternehmensvariante, immer noch am Anfang. Auch dieses ist Realität.
Die Ursachen hierfür sind nicht technischer Natur, da alle Web 2.0-Applikationen sich auch auf Unternehmensebene einfach implementieren lassen. Die Kosten sind es auch nicht. Diese sind, aufgrund der Möglichkeit Open Source-Lösungen einsetzen zu können, jederzeit beherrschbar. Die Gründe sind meist organisatorischer Natur. Es sind zu wenige erfolgsversprechende Ansätze und häufig ineffektive Vorgehensweisen.

Die Projektarbeit zeigt vier wesentliche Stolpersteine:

  • Fehlende attraktive Ziele
  • Beziehung Anwender und IT-Abteilung
  • Projektorganisation
  • Führungs- / Zusammenarbeitskultur

Attraktive Ziele
Der Erfolg aller Web 2.0-Aktionen ist getragen vom gemeinsamen Interesse und dem Wert des verfolgten Zieles für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Entsprechend ist es Schlüssel für einen Enterprise 2.0-Ansatz, Ziele mit hoher Priorität und Akzeptanz zu formulieren und verfolgen. Beispiele können die Markteinführung neuer Schlüsselproduktlinien, die Gewinnung neuer Märkte oder die Planung zukunftsrelevanter Produkte sein. Adäquate Ziele und zeitgemäße Arbeitsmethoden werden die Leistungsträger begeistern und zu den Treibern der Gestaltung machen. Projekte mit Zielen ohne Priorität werden schnell zur Belastung und versanden.

Beziehung Anwender und IT-Abteilung
Immer wieder kann man ein gespanntes Verhältnis zwischen Anwender und IT-Abteilung feststellen. Einerseits können die Anwender ihre Ziele und Anforderungen nicht präzise genug formulieren und anderseits wehren IT-Abteilungen gerne aus den unterschiedlichsten Gründen neue Lösungen ab. Gleichzeitig findet man viele IT-Abteilungen, die im eigenen Bereich mit Begeisterung Wikis einsetzen. Der Weg ist, dass Anwender und Auftraggeber ihrer Verantwortung nachkommen, klare Vorstellungen z.B. in Anwendungs-Workshops  formulieren und sich auch technisch im Produktmanagement-Sinne mit Enterprise 2.0 befassen. Auf dieser Basis läßt sich die IT-Abteilung i.d.R. gerne gewinnen, auch aus eigener Weltanschauung zukunftsgerichtet zu investieren und manchmal ein wenig Zusatzarbeit zu leisten. Zur Entlastung der IT-Abteilung kann auch auf Hosted-Lösungen zurückgegriffen werden.

Projektorganisation
Ein weiteres Problem entsteht, wenn man ein Wiki oder einen Blog ‚en passant‘ aufbauen will. Die meisten gestarteten Projekte, die nicht erfolgreich abgeschlossen werden, scheitern an fehlender Projektorganisation. So muss ein geeignetes Wiki ausgewählt und anwendungsgerecht installiert werden, ein Kernteam das Wiki oder den Blog inhaltlich startklar machen und der Rollout mit Inhalt und Promotion erfolgen (siehe auch 10 Erfolgsfaktoren bei der Einführung von internen Unternehmenswikis und Die wesentlichen Rollen beim Aufbau und Betrieb eines Wikis ). Dies ist kein Hexenwerk, erfordert aber die Akzeptanz von temporären Mehraufwand und die Konsequenz in der Umsetzung mit definierten Projektschritten. Je nach Umfang der Anwendung kann es mehrere Monate dauern bis eine Enterprise 2-0-Lösung etabliert ist und auf die Projektorganisation wieder verzichtet werden kann. Wird diese Durststrecke durchgestanden, wird die Lösung fast zum Selbstläufer.

Führungs- / Zusammenarbeitskultur
Dies ist ein spannendes Thema, da eine stark hierarchische Unternehmenskultur oder eine fehlende Kooperationsbereitschaft dem erfolgreichen Aufbau einer Enterprise 2.0 Lösung entgegenstehen können. Klar ist, Enterprise 2.0 besteht, technisch gesehen, aus Software-Tools, welche allerdings mit gemeinsamen Zielen, Vorgehen und Teamplay versehen, zu einer Arbeitsphilosophie werden. Dieses Verständnis muss vom Unternehmen getragen werden. Hier liegt die wichtigste Aufgabe des Managements. Die Mitarbeiter des Unternehmens werden dann motivierter  und das Unternehmen erfolgreicher. Es gilt die Leistungsträger, die ihr Wissen einbringen, zu stützen und die Bedenkenträger oder Außenstehenden sukzessive von den Chancen für sich und das Unternehmen zu überzeugen. Die erfolgreiche Einführung wird sowohl durch die Leistungsträger, den sogenannten Evangelisten, wie auch der Geschäftsleitung als Sponsoren getragen. Der Erfolg wird die Unternehmenskultur weiter prägen.

Ein grundsätzliches Problem ist häufig, zu viel auf einmal zu wollen. Eine Zusammen-arbeitskultur verändert sich nicht über Nacht. Insoweit macht es Sinn zu Beginn in einem erfolgsversprechendem Umfeld wie Produktmanagement und Vertriebssupport zu starten. Die Bereitschaft zur Beteiligung der Mitarbeiter in diesen Bereichen ist fast immer gegeben. Die Erfahrung zeigt, dass zwischen 20 und 50% der Mitarbeiter aus dem Produktmanagementumfeld leuchtende Augen haben, wenn es heißt, mit Wikis, Blogs oder Foren ihre Produkte besser zu managen. Sie kennen häufig schon die Möglichkeiten von Web 2.0 und wollen die Chancen auch in ihrem Unternehmen wahrnehmen.

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