Deutsche Unternehmen haben zum Thema Social Collaboration im Vergleich zu ihren französischen und britischen Wettbewerbern einen deutlichen Nachholbedarf. Dies ist ein Ergebnis der Studie von Pierre Audoin Consultants (PAC). Durchgeführt wurde die Studie 2013 durch telefonische Befragungen von rund 250 Fachbereichsverantwortlichen (Marketing, Sales, HR, IT und R&D) aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern (Download der Studie).
Ergebnisse:
Social Collaboration-Handlungsbedarf
Es sind mehre Anforderungen und Wünsche mit ähnlicher Relevanz, die den Bedarf von Social Collaboration-Konzepten und -Lösungen in den einzelnen Unternehmen und Ländern kennzeichnen:
- bessere Ausschöpfung der Innovationspotentiale
- Mitarbeiter-Integration und -Motivation
- Sharing von Wissen unternehmensübergreifend
- Finden von Experten und Informationen
- Time-to-Market
Die deutschen Befragungsteilnehmer schätzen den Social Collaboration-Handlungsbedarf tendenziell höher ein als Franzosen und Briten. Der Fokus der Briten liegt mehr auf dem Time-to-Market- /Kundenservice-Aspekt, der der Franzosen auf der Mitarbeitermotivation /-einbindung und der der Deutschen auf Prozessoptimierung und Vernetzung.
Social Collaboration Status
Rund 60% der Unternehmen befinden sich in der Planungs- bzw. Pilotphase oder haben bereits ein Social Collaboration Projekt umgesetzt. Demgemäß haben 40% der befragten Unternehmen noch keine Aktivitäten (siehe auch Enterprise 2.0 / Social Media: Wie weit ist ihr Unternehmen?). Die britischen und französischen Unternehmen zeigen sich deutlich umsetzungsstärker als die Deutschen.
Erklärung kann sein, dass in Großbritannien eine größere Akzeptanz hinsichtlich von Social Collaboration-Tools besteht. So wird auch der Einsatz von Diensten wie Linkedin, Twitter, Facebook, Dropbox und Skype im Unternehmen aktiv gefördert. Des Weiteren zeigt sich das Management selbst aktiv und auch beim Aufstellen von Social Media-Regeln sind die Briten weiter.
Die Mitarbeiter der französischen Unternehmen sehen mehrheitlich ihre Unternehmenskultur als vorbereitet für Social Collaboration. Von den deutschen Befragten sind hingegen nur 11% der Meinung, dass diese Rahmenbedingung bei ihnen gegeben ist. Management-Beteiligung bei Social Networking ist sowohl in Deutschland als auch in Frankreich kaum zu sehen.
Barrieren in der Einführung
Eindeutige Bedenken bestehen hinsichtlich der Datensicherheit und juristischer Aspekte sowie der Angst vor dem Informationsabfluss und einer Mehrbelastung. Eine eventuell fehlende Akzeptanz bei den Mitarbeitern wird von den Befragten nicht als Barriere gesehen. In Deutschland sind die Sorgen um die Datensicherheit besonders extrem. In Großbritannien ist mehr die Sorge um die rechtlichen Aspekte auffällig.
Vorgehen in der Umsetzung
Rund 50% der Unternehmen mit Social Collaboration-Projekten verfügen über eine gesamtheitliche Strategie. Die meisten Vorgehen setzen auf fachbereichsübergreifende Projekte. Integrierte Social Collaboration-Suites kommen eher selten zum Einsatz. Die technischen Lösungen sind sehr unterschiedlich vom Einsatz einzelner dedizierter SW-Produkte bis zur Erweiterung einer vorhandenen Software (ERP, CRM, UCC, Groupware oder ECM/CMS). Während die britischen und französischen Unternehmen eher auf eine Systemerweiterung setzen, bevorzugen die Deutschen additive singuläre Lösungen. Zu den zentralen Anforderungen für eine Social Collaboration-Lösung zählen ein Sicherheitskonzept, die Analyse-Tools für Social Media-Daten, die Integration mit den Content Management-Systemen, die Einbindung unterschiedlicher Endgeräte und die Prozessintegration. Ohne ein Datensicherheits-Konzept geht in Deutschland wenig bis nichts. Generell legen die Deutschen ihre Anforderungen sehr hoch an (vielleicht zu hoch). Die Briten gehen das Thema strategischer an und legen, auch aufgrund ihrer offeneren Orientierung, einen großen Wert auf die Social Analytics. Die Franzosen sind bei den Anforderungen an Social Collaboration-Lösungen eher anspruchslos.
Die Initiierung sowie die Federführung der Projekten liegt häufig in der Hand der Fachbereiche und das Sponsoring bzw. die Finanzierung erfolgt meist durch das Management. Selten werden die Projekte durch die IT-Abteilung gesteuert und finanziert. In Deutschland ist die Einflussnahme der IT-Abteilung vergleichsweise größer, aber auch überschaubar.
Schlussfolgerungen für deutsche Unternehmen
- Aktivierung des Managements (siehe Enterprise 2.0-Projekte fordern das Management)
- Klärung der Datensicherheitsbedingungen
- Schaffung von Social Media-Regeln (siehe Social Media Guidelines: Zweck und Lösungen)
- Fokus-Erweiterung auf Partner und Kunden
- Just Do it (auch ohne High-End-Lösung)